Lehrsammlung Museum Botanicum
Verborgene Schätze der Botanik
Die Lehrsammlung `Museum Botanicum´ setzt sich aus vielen unterschiedlichen Teilbereichen zusammen und ermöglicht einzigartige Einblicke in die Geschichte und Gegenwart der Wissensvermittlung in der Pflanzenkunde. Ein großer Teil der Sammlung besteht aus Pflanzenmaterial, das entweder in zylindrischen Glasgefäßen oder in Schaukästen aufbewahrt wird. Neben einzelnen Exemplaren, die als gesamte Pflanze erhalten sind, gibt es umfangreiche Kollektionen von Samen, Früchten und Fasern. Die Holzsammlung des Botanischen Gartens umfasst Stammstücke mit Rinde, Längs- und Querschnitte und ein großes Holzherbarium. Viele Pflanzenteile wurden auch als Feuchtpräparate konserviert, um ihre Anschaulichkeit in dreidimensionaler Form zu erhalten.
Weiterführende Links zu der Lehrsammlung `Museum Botanicum´:
Botanische Sammlungen an der FAU
Universitätssammlungen in Deutschland
Geschichte der Sammlung
Die Keimzelle des Botanischen Instituts in Erlangen war das Hofgärtnerhaus. In diesem befand sich neben dem Hörsaal und den Arbeitsräumen auch die 1851 gegründete
Botanische Lehrsammlung. Der damalige Ordinarius Schnizlein bezeichnete sie sogar als „Museum botanicum Erlangense“ – zahlreiche Originaletiketten aus der Zeit zeugen noch davon. Dieses solide Fachwerkgebäude mit Walmdach, das ursprünglich als Wohnhaus für den Direktor und den Botanischen Gärtner konzipiert war, befand sich nördlich des Wirtschaftsgebäudes und umfasste neben der botanischen Bibliothek und beachtlichen Herbarien auch eine Sammlung von 130 in Alkohol, Holzessig oder Salzlösung konservierten Pflanzen oder Pflanzenteilen in zylindrischen Glasgefäßen. Die so der Nachwelt erhaltenen Präparate benötigten im Vergleich zu den Herbarbelegen zwar mehr Platz, beließen die Objekte aber in ihrer vollplastischen Gestalt und wirkten dadurch sehr natürlich. Manche von ihnen wurden gezielt für Zwecke der Lehre konserviert, bei anderen dürfte auch der Zufall eine Rolle gespielt haben. So ist eine gewisse Vorliebe für Kuriosa und Monstrositäten oft unverkennbar.
Daneben gab es eine Holzsammlung, die Stammstücke mit Rinde und bearbeitete Längs- und Querschnitte enthielt, sowie 2.500 mikroskopische Präparate und Kollektionen von getrockneten Samen und Früchten. Dabei ließ Schnizlein nicht unerwähnt, dass seine eigene Privatsammlung den Grundstock bildete und bedauerte, dass er schon weit mehr Material als Raum habe, um dieses übersichtlich anzuordnen. Daher könne er die Sammlung leider nicht öffentlich zugänglich machen, aber für die Lehre sei sie ihm sehr wichtig. Auch aus dem Nachlass von Koch waren Sammlungsstücke erhalten geblieben, während die umfangreiche und wohl gehegte Sammlung Schrebers fast vollständig nach München gelangt war. Lediglich ein Teil seiner Bücher ist in der Universitätsbibliothek verblieben. 1892 brachte die Fertigstellung des Botanischen Institutsgebäudes auch für die Sammlungen das Ende der beklagten „ungenügenden Raumverhältnisse“. Ab 1900 und mit Antritt des neuen Ordinarius Hans Solereder (1860-1920), der vorher als Kustos der Staatlichen Botanischen Sammlungen in München tätig gewesen war, wurden sie überdies einer umfänglichen Revision unterzogen. Die Bibliothek, die Sammlungen und Herbare wurden neu geordnet und erfasst. Auch im Garten wurde inventarisiert und es erschien wieder ein Samenkatalog als Grundlage für den Austausch mit anderen botanischen Einrichtungen. In den Jahresberichten, die Solereder handschriftlich niederlegte, liest man u.a. von einer Sammlung neuer Alkoholmaterialien für den Unterricht, von der Herstellung alphabetischer Kataloge, von einer „definitiven“ Ordnung für Lehrsammlung, Diapositive und Bilderwerke sowie vom Ankauf von Modellen der österreichischen Lehrmittelanstalt in Wien.
An nicht wenigen Sammlungsstücken aus dieser Zeit findet sich der Name von August Loher (1874-1913), eines Apothekers, der eine große Kollektion konservierter und lebender Pflanzen, besonders Orchideen, von den Philippinen und Ostindien, später aus Madagaskar und Ägypten mitbrachte. Das auffälligste hier vorhandene Sammelgut Lohers ist ein Mangrovenbäumchen (Rhizophora), das in einer ansehnlichen, authentischen Glasvitrine untergebracht ist. Unter den überlassenen Orchideen (Dendrobium,
Microstylis), die dann hier bald zur Blüte kamen, waren mehrere Neufunde, die von dem Orchideenspezialisten Friedrich Wilhelm Ludwig Kränzlin (1847-1934) beschrieben wurden. Heute werden die Sammlungsgegenstände nur noch selten zur Demonstration bei Lehrveranstaltungen genutzt. Im Botanischen Garten befinden sich Teile der Lehrsammlung in den frei zugänglichen Fluren des Wirtschaftsgebäudes, die bei Veranstaltungen im Rahmen von Führungen besichtigt werden können. Ausgewählte Objekte
werden bei Ausstellungen in der Winterhalle oder im Gewächshauseingang präsentiert. Sie dienen als Vergleichsmaterial, machen ein Stück Geschichte und Gegenwart der Wissensvermittlung in der Pflanzenkunde sichtbar und zeigen einen Weg, pflanzliche Individuen lange Zeit zu bewahren.