Leitideen der Umweltbildung

Leitideen der Bildung im Botanischen Garten Erlangen
Erhalt der biologischen Vielfalt:
Das Aufzeigen der Bedeutung der genetischen Vielfalt, der Vielfalt der Arten und der Vielfalt der Lebensräume gehört zu den Leitzielen des Botanischen Gartens Erlangen und umfasst den Bildungsauftrag der Bewusstseinsbildung für die Bedeutung der Pflanzen als Lebensgrundlage für den Menschen. Der Erhalt der biologischen Vielfalt ist aus diesem Grund eng verknüpft mit einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung.
Genetische Vielfalt:
Am Beispiel spezieller Pflanzensammlungen mit hoher Sortenvielfalt: Getreide, Fuchsien, Pelargonien
Umsetzung: Bedeutung der genetischen Vielfalt für den Menschen am Beispiel der jährlichen Apfelsortenausstellung, Pflanzenbörse des FBGE- regionale – Pflanzenmärkte sind wichtige Umschlagplätze für Pflanzen und samenfestes Saatgut und helfen, die genetische Vielfalt und die Arten-Vielfalt in privaten Gärten zu fördern, optimierte Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltfaktoren durch genetische Vielfalt am Beispiel der Erhaltungskulturen und dem Artenhilfsprogramm Botanik, öffentliche & individuelle Führungen
Vielfalt der Arten:
Am Beispiel von Pflanzensammlungen mit artenreichen Gattungen und deren Entwicklung vor dem Hintergrund einer adaptiven Radiation: Kanarengewächshaus, Artenvielfalt durch Anpassungen an verschiedene Bestäuber in der ökologisch-morphologischen Anlage, hoher Artenreichtum spezifischer Pflanzenfamilien aufgrund von hoher genetischer Plastizität am Beispiel der Orchideensammlung (GWH), der Salbei-Pflanzung (Freiland)
Umsetzung: Bestimmungs-Workshops (Vermittlung von Bestimmungsschlüsseln und Artenkenntnissen), Artenvielfalt im Regenwald (Lernzirkels zum Tropischen Regenwald), Bestäubungsökologie (Bildungsangebot `Nektar, Duft & Farbe´ – Artenvielfalt durch Anpassungen an verschiedene Bestäuber, Schmetterlingsprojekt), Ausstellungen zur Artenvielfalt (z. B. `Plantae Selectae´ 2023, `Fabelhafte Fabeaceae´ 2024, `Als die Tropen unsere Wohnzimmer eroberten´ 2024), öffentliche & individuelle Führungen
Vielfalt verschiedener Lebensräume und Ökosysteme:
Am Beispiel von Pflanzensammlungen zu den speziellen Lebensraumtypen (zur heimischen Teichvegetation, Sandtrockenrasen, Moor, Subalpinum, Alpinum, Steppe, tropischer Regenwald, Bergregenwald, Mangrove)
Umsetzung: Gezielte Gestaltung des Gartens nach unterschiedlichen Lebensräumen und Ökosystemen, jährliche Ausstellungen, die die unterschiedlichen Lebensräume vorstellen und die Anpassungen der Pflanzenarten an diese verdeutlichen (`Expedition ins Unbekannte´ 2017, `Pflanzen ernähren die Welt´ 2023), öffentliche & individuelle Führungen
Individuelle, emotionale Wertschätzung / Eigenwert der Natur:
Der aktive Schutz der eigenen Lebensumwelt basiert auf der subjektiven individuellen Wahrnehmung unserer Besucher. Die emotionale, ästhetische und kulturelle Wertschätzung der Natur ist deshalb ein wichtiger Motivationsfaktor, um Besucher zu nachhaltigem und reflektiertem eigenen Handeln anzuregen. Aus diesem Grund bieten wir unseren Besuchern verschiedene Erfahrungsmöglichkeiten und möchten so den Blick für die faszinierende Vielfalt und die unterschiedlichen Zusammenhänge in der Natur schärfen. Über partizipative Methoden, erlebnispädagogische Ansätze und die Wahrnehmung mit allen Sinnen sind die Teilnehmer selber aktiv und können auf diese Weise ihre Wertschätzung der Natur vertiefen.
Emotionale Wertschätzung fördern:
Naturerfahrungen, Lerngelegenheiten im Garten, Entschleunigung, Achtsamkeit
Umsetzung: Gezielte Gartengestaltung: Sitzgelegenheiten, Schau-Bienenkasten, Totholz-Biotop, Feuchtbiotope mit Amphibien, gezieltes Schaffen von Geruchserlebnissen in der Sammlung der Duftpelargonien, Wintervogelfutterstelle des LBV, etc.
Ästhetische Wertschätzung fördern:
Inszenierung eines idealisierten Naturbildes, Schaffen von Blüh-Höhepunkten
Umsetzung: Kursangebot zu Botanischer Illustration, Fotowettbewerb zur Titelseite des Palmenblattes, Schaffung einer Plattform zum Teilen von Fotos und Natureindrücken durch Angebote sozialer Medien, offene Malgruppe im Botanischen Garten
Kkulturelle / ästhetische Wertschätzung fördern:
Kunstausstellungen, Skulpturen und Installationen greifen ästhetische Beziehungen zwischen sich verändernder Naturwirklichkeit und künstlich generierter Natur auf und eröffnen neue Blickwinkel auf die Pflanzen und den Garten und machen sie so neu erlebbar.
Umsetzung: Ausstellungen zu zeitgenössischer Kunst im Garten (`Die Ästhetik der Natur´ Ausstellung studentischer Skulpturarbeiten 2019, 2020, Teilnahme am Figurentheater Festival der Stadt Erlangen, Teilnahme am Internationalen Comic Salon der Stadt Erlangen, Teilnahme am Poetenfest der Stadt Erlangen)
Bildung für Nachhaltige Entwicklung:
In unseren Bildungsangeboten setzen wir uns gezielt ganzheitlich mit den ökologischen, sozialen, kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Dimensionen der Beziehung des Menschen zu seinen Lebensgrundlagen auseinander. Wir richten uns hierbei nach den Zielen einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung und nach dem Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale Entwicklung. Mit einer visionsorientierten Didaktik und einer positiven Einstellung zu einer Hoffnung auf die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft möchten wir Glück im Kontext einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung erlebbar machen.
Umsetzung: Kooperation mit dem Weltladen Erlangen (alle Dimensionen) , Bildungsangebot `Politische Pflanze´ (alle Dimensionen), Bildungsangebot `Schokoladen-Tour vom Botanischen Garten zum Weltladen´ (alle Dimensionen), Bildungsangebot `Grow your own house´ (alle Dimensionen), Lernzirkel zum Tropischen Regenwald (ökologische & wirtschaftliche Dimensionen), jährliches Ferienprogramm (wechselnde Dimensionen), Ausstellungen zu verschiedenen Themen einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Apfelsortenausstellung (ökologische & wirtschaftliche Dimension auf regionaler Ebene), Ausstellungen (z.B. `Was blüht uns morgen: Pflanzen im Klimawandel´ 2020 ), Organisation von Fortbildungen im Rahmen des Trainer´s Training zu unterschiedlichen Themen (2025, 2024, 2023), Lokale Lehrer-Fortbildungen (z. B. BNE-Bündnisse stärken: Praxisnahe Ansätze für nachhaltige Schulentwicklung in Erlangen/Erlangen-Höchstadt 2025), öffentliche & individuelle Führungen
Wissenserwerb, Begriffsbildung:
Die Auseinandersetzung mit Natur und Umwelt setzt einen konstruktiven Umgang mit Informationen bei oft unsicherem und kontroversem Umweltwissen voraus. Dazu gehört die Erschließung von Fachwissen und die Auswertung gegensätzlicher Aussagen. Durch unsere Arbeit möchten wir unseren Besuchern ermöglichen, sich ein tieferes Verständnis komplexer Ursachen, Beziehungen, Abhängigkeiten und Hintergründe zu erarbeiten.
Umsetzung: Fortbildung durch Experten unterschiedlichster Fachrichtungen in Vorträgen und öffentlichen Führungen (Schokolade (Weltladen Erlangen), Indigene Völker in Südamerika (Lehrstuhl für Geographie der FAU), Obstbau (Obstversuchsanlage in Hiltpoltstein), Artenschutz (Artenhilfsprogramm Botanik der Naturschutzbehörde der Regierung von Mittelfranken), Pflege und Zustand von ökologisch wertvollen Lebensräumen (Zusammenarbeit mit dem Landespflegeverband Mittelfranken), Insekten (Lehrstuhl für Entwicklungsbiologie, Informationen zur globalen Ernährungssicherheit (Lehrstuhl für Biochemie der FAU), Fledermäuse und Vögel (LBV), Bionik (Excellence Cluster for Advanced Materials der FAU), Aromen (Lehrstuhl für Aroma- und Geruchsforschung der FAU), Kompetenzzentrum für für interdisziplinäre Wissenschaftsreflexion der FAU, Bildungsangebote für Schulklasssen zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten, jährliche wechselnde Ausstellungen, Kooperation mit regionalen Bildungspartnern im BNE-Netzwerk des Städtedreiecks Nürnberg/Fürth/Erlangen, wechselnde Beschilderung im Garten zur Schaffung abwechslungsreicher Lerngelegenheiten.
Sozio-Ökologische Umweltbildung:
Um gute Voraussetzungen eigener Handlungsmöglichkeiten aufzeigen zu können, ist unser Angebot am Umfeld der Betroffenen ausgerichtet und arbeitet mit Anknüpfungspunkten aus Alltagssituationen. Auf diese Weise können die Ursachen und Folgen unseres Handelns auf Natur und Umwelt reflektiert werden. Wir greifen aktuelle ethische, soziale und gesellschaftliche Fragestellungen auf und gehen bei der Planung und Konzeption unseres Bildungsangebotes darauf ein.
Umsetzung: Informationen zu einem bewussten individuellen Konsum und zum Abbau von Konsumorientierung (Kooperation mit dem Weltladen Erlangen, Kooperation mit der Obstbauversuchsanlage in Hiltpoltstein, Kooperation mit dem Obstparadies Bamberger Land, Ausstellungen mit unterschiedlichen museumspädagogischen Partizipationsmöglichkeiten und konsumkritischen Beiträgen (z.B.`Als die Tropen unsere Wohnzimmer eroberten: Kleine Geschichte der Zimmerpflanzen´), Anregungen zu einer umweltbewussten Gestaltung öffentlicher Freiräume und privater Gärten (Vorträge mit Stefan Mümmler und Klaus Kaiser 2026), Biodiversitätsberatung für Erlanger Schulen (seit 2021), Bildungsangebote für Schulklasssen (`Politische Pflanze´, `Schokoladen-Tour vom Botanischen Garten zum Weltladen´, `Grow your own house´, `Lernzirkel zum Tropischen Regenwald´, Ferienprogramm), öffentliche & individuelle Führungen
Situationsorientierte Didaktik:
Im Dialog mit unseren Besuchern nehmen wir deren Interessen und Bedürfnisse wahr und gehen auf diese ein. Wo es möglich ist, sollen in diesem Zusammenhang Lernerfahrungen erlebbar gemacht werden. Besucher, die Interesse an bestimmten Themen zeigen, sind motiviert und aufnahmebereit.
Umsetzung: Umsetzungsmöglichkeit des Lernformates FreiDAY mit dem Botanischen Garten als externem Bildungspartner (Bildungsangebot `Selbstgesteuertes Lernen für die Zukunft, FreiDay´), Wahrnehmungsspaziergang zum Download auf der Homepage mit der Möglichkeit eigene Schwerpunkte zu setzen, Anpassung der Garten-Beschilderung an jahreszeitlich auftauchende Fragen unserer Besucher, Reaktion & Aufnahme von Feedback aus Rückmeldungen, Rücksichtnahme auf und Nachfrage nach individuellen Interessen & Wünschen unserer Teilnehmer zu Beginn von Führungen, Situatives Arbeiten der Gartenführer:innnen
Kooperationen und Öffnung nach Außen:
Um möglichst viele verschiedene Aspekte einer Umweltbildung und einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung fachkundig vermitteln und umsetzen zu können, arbeiten wir gezielt an Kooperationen und beteiligen uns an regionalen Netzwerken. Durch eine enge Zusammenarbeit mit den Lehrstühlen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg machen wir Wissenschaft erlebbar. Wir arbeiten mit einem kompetenten Team von Umweltpädagogen und Gartenführern, die individuelle Wünsche der Teilnehmer berücksichtigen und über ein breites Fachwissen in unterschiedlichen Fachbereichen verfügen.
Umsetzung: Kooperationen: Mit Hilfe von regionalen Kooperationspartnern (Weltladen Erlangen, Obstinformationszentrum Hiltpoltstein, Obstparadies Bamberger Land, Umweltbildung der Stadt Erlangen, Bund Naturschutz, LBV, Landschaftspflegeverband Mittelfranken, Artenhilfsprogramm Botanik der Regierung in Mittelfranken) bauen wir unser Bildungsangebot weiter aus und ermöglichen unseren Besuchern Einblicke in vielfältige Themenbereiche.
Einbindung der Lehrstühle der FAU: Darstellung der unterschiedlichen Forschungsbereiche der FAU in dem Format `Walk & Talk´ im Programm des Botanischen Gartens.
Netzwerke: Über das regionale Netzwerk `Bildung für Umwelt und Nachhaltigkeit´ sind wir im Raum Erlangen gut eingebunden. Das Netzwerk der AG Bildung im Verband Botanischer Gärten ist für uns von großer Bedeutung und vernetzt den Botanischen Garten auch überregional mit wichtigen Akteuren der Umweltbildung. In Bayern steht der Botanische Garten als Partner des Qualitätsnetzwerks BNE in Bayern in engem Kontakt mit anderen Bildungsakteuren.